M/V Professor Multanovskiy ( Eisverstärktes ehemaliges Forschungsschiff/ max. 52 Passagiere)
Expeditionsleiter Peter Balwin

01. August 2004 Hinlopen Stredet / Isflakbukta / Phippsøya, Sjuøyane und 81° N
Position um 7.00: 80°21’N / 16°58’E, Lufttemperatur 7°C, sonnig

Um 3.45Uhr hat Peter Funkkontakt mit dem Schwesterschiff, der „Polar Pioneer“, das 8 Seemeilen südlich von uns im Packeis der Hinlopenstraße steckt. Der Kapitän meldete, dass ein Durchkommen ausgeschlossen sei. Deshalb drehten wir um 4 Uhr um und nahmen Kurs auf Sjuøyane, die Siebeninseln.

Dies ist die nördlichste Inselgruppe Svalbards und damit Westeuropas. Unsere geplante Anlandung in der Isflakbukta auf der Phipps-Insel liegt auf 80°42’N und wird somit die nördlichste Landung auf dieser Reise sein. Sie wurde nach dem britischen Marine-Offizier Phipps benannt, der 1773 eine Spitzbergen-Expedition leitete.
Bevor es dann am Nachmittag überhaupt in die Zodiacs geht, entdeckt Peter einen „gelben“ Fleck weit in der Ferne an Strand, der sehr nach einem schlafenden Bären aussehen könnte. Als wir uns mit den Booten dahin aufmachen, zeigt es sich recht schnell, dass es sich wirklich um einen Eisbären handelt, der nun schnell aufsteht und den Strandhang hinuntereilt. Es ist ein herrliches Tier mit glänzendem dichten Fell. Neugierig beäugt der Bär uns eine Weile, entschließt sich dann aber doch zu gehen.
Der Bär ist weg und wir können mit unseren fünf Schlauchbooten am Strand der Isflaktbukta sicher landen.
Jetzt können wir uns einer Gruppe Walrosse widmen: Etwa 35 Tiere ruhen auf einem Haufen nahe des Wassers. Zusätzlich sind weitere männliche Walrosse im Wasser, die ihre schweren Körper mühevoll ans Wasser robben. Einige dieser schwimmenden Kolosse nähern sich uns, und wir haben so die einmalige Chance, diese Charaktertiere der Hocharktis aus wenigen Metern Entfernung beobachten zu können.
Während eine Gruppe von uns bergauf wandert, genießt die andere Gruppe weiter die Meeresküste und einen kleinen Binnensee.
Nach der Rückkehr der zweiten Gruppe geht es zurück an Bord und wir machen uns auf in Richtung Norden mit dem Ziel „81.Breitengrad Nord“ Gegen 18.30 Uhr passieren wir die nördlichsten Inseln Westeuropas, die Vesle Taveleøya und die Rossøya.
Nach einem leckeren Abendessen
ist es gegen 21.30 Uhr schließlich soweit, und wir erreichen den 81. Breitengrad. Hier misst der Erdumfang nur noch 6.290 Kilometer , und die Distanz zum Nordpol beträgt nurmehr 1.000 Kilometer!!!


Das sind eigentlich genug Gründe zum Feiern. Aber als wir von Peter und Juliette zu einem Toast auf die Brücke gebeten werden, stellt sich heraus , dass zudem heute der schweizerische Nationalfeiertag ist, und Peter, unser Expeditionsleiter, ist Schweizer !

Die Stimmung an Bord ist großartig als wir mit einem holländischen Kräuterschnaps auf Kapitän

und Crew und ein gutes Gelingen für den Rest der Reise anstoßen.

Bevor wir schlafen gehen, verspricht uns Peter noch, dass wir aufgeweckt werden, sobald wir die Packeisgrenze erreichen und zwar ganz egal, wie spät es ist! So können wir also beruhigt der Dinge harren, die da hundertprozentig kommen …